Die Polizei Bielefeld warnt vor einer noch aktiven Website, auf der Strohmänner für Geldtransfers angeworben werden. Ermittelt wird gegen eine Scheinfirma, die sich "Anico AG" nennt und als Firmensitz eine falsche Adresse auf der Ferieninsel Sylt angibt. Die angegebenen Telefon- und Faxnummern führen nach Angaben der Polizei zu zwei unbeteiligten älteren Damen in einem Seniorenheim, die sich über die ständigen Anrufe ärgern.
Die Masche, vor der die Polizei warnt, wird seit einigen Monaten zunehmend auch in Spam-Mails propagiert. Scheinfirmen, häufig angebliche Dating-Agenturen und meist im Ausland, suchen "vertrauenswürdige Personen", die Zahlungen von Kunden dieser Firma entgegen nehmen sollen. Dafür sollen sie ihr privates Bankkonto verwenden. Die eingehenden Gelder sollen sie dann, meist per Western Union, an eine andere Scheinfirma weiterleiten. Sie sollen dafür Provisionen erhalten, im Falle "Anico" werden monatlich 7,5% der transferierten Summe versprochen, die nach Polizeiangaben noch nie ausgezahlt wurden.
Das Geld stammt aus kriminellen Machenschaften, etwa von Phishing-Opfern. Die angeworbenen "Finanzvertreter" betätigen sich als Geldwäscher und machen sich damit strafbar. Im Gegensatz zu den Hinterleuten fliegen sie binnen weniger Tage auf. Daher haben die kriminellen Banden ständigen Ersatzbedarf. Auf die rekrutierten Geldwäscher kommen dann Forderungen der Banken zu, die sich von ihnen das ergaunerte Geld zurückholen.
Die potenziellen Opfer sollten schon deshalb Verdacht schöpfen, weil die Website mit holprigem Deutsch und wegen falscher Zeichensatzkodierung erscheinenden kyrillischen Buchstaben auffällt. Dazu passt, dass die .com-Domain in Russland registriert ist. Der Web-Server scheint allerdings in den USA zu stehen.